Lernen Kinder wirklich leichter Fremdsprachen als Erwachsene?

 

Lernen Kinder wirklich leichter Fremdsprachen als Erwachsene?

Viele Menschen glauben fest daran: Kinder lernen Fremdsprachen mühelos, während Erwachsene sich schwertun. Diese Überzeugung ist so weit verbreitet, dass sie als selbstverständlich gilt. Doch wie viel Wahrheit steckt tatsächlich hinter dieser Annahme? Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt es dazu?

Die kritische Phase des Spracherwerbs

Die Hypothese der kritischen Phase, erstmals von Eric Lenneberg in den 1960er Jahren vorgeschlagen, besagt, dass es ein bestimmtes Zeitfenster gibt, in dem Menschen Sprachen mühelos erlernen können. Nach dieser Phase, die etwa mit der Pubertät endet, nimmt die natürliche Spracherwerbsfähigkeit ab.

Neurowissenschaftliche Studien zeigen tatsächlich Unterschiede in der Gehirnaktivität:

  • Kinder nutzen beim Sprachenlernen beide Gehirnhälften
  • Erwachsene aktivieren hauptsächlich die linke Gehirnhälfte
  • Die Gehirnplastizität nimmt mit dem Alter ab

Vorteile der Kinder beim Spracherwerb

Kinder verfügen über mehrere natürliche Vorteile:

  • Aussprache: Kinder können neue Laute leichter wahrnehmen und reproduzieren. Mit zunehmendem Alter verfestigt sich unser Lautsystem, und fremde Phoneme werden schwieriger zu unterscheiden.
  • Weniger Hemmungen: Kinder haben weniger Angst vor Fehlern und sprechen oft unbefangen drauflos.
  • Immersion: Kinder lernen häufig in natürlichen Umgebungen durch ständigen Kontakt mit der Sprache.
  • Zeit: Kindern steht meist mehr Zeit zum Lernen zur Verfügung als Erwachsenen.

Vorteile der Erwachsenen

Überraschenderweise haben Erwachsene auch einige bedeutende Vorteile:

  • Kognitive Fähigkeiten: Erwachsene können Grammatikregeln bewusst verstehen und anwenden.
  • Transferleistung: Erwachsene können Wissen aus ihrer Muttersprache übertragen.
  • Lernstrategien: Erwachsene können effektive Lernmethoden gezielt einsetzen.
  • Motivation: Erwachsene lernen oft mit einem klaren Ziel vor Augen.

Was sagt die Forschung?

Aktuelle Studien zeichnen ein differenzierteres Bild als die vereinfachte Annahme "je jünger, desto besser":

  1. Bei kurzfristigen Lernprozessen sind Erwachsene und Jugendliche den Kindern tatsächlich überlegen, da sie schneller lernen.
  2. Bei langfristigem Lernen über viele Jahre erreichen Kinder, die früh begonnen haben, oft ein höheres Endniveau, besonders bei der Aussprache.
  3. Die Qualität des Sprachunterrichts und die Lernumgebung sind mindestens ebenso wichtig wie das Alter.

Fazit

Die Behauptung, dass Kinder grundsätzlich leichter Fremdsprachen lernen als Erwachsene, ist nur teilweise richtig. Es kommt auf den Betrachtungszeitraum und die jeweiligen Sprachaspekte an.

Ja, Kinder haben Vorteile bei der Aussprache und beim Erreichen eines muttersprachlichen Niveaus. Erwachsene hingegen lernen anfangs schneller und können durch bewusste Lernstrategien ebenfalls beeindruckende Erfolge erzielen.

Die gute Nachricht lautet: Fremdsprachenlernen ist in jedem Alter möglich. Statt sich auf vermeintliche altersbezogene Einschränkungen zu konzentrieren, sollten Lernende die jeweils passenden Methoden für ihre Situation finden.

Haben Sie als Erwachsener mit dem Fremdsprachenlernen begonnen? Oder haben Sie Erfahrungen mit Ihren Kindern gemacht? Teilen Sie Ihre Erlebnisse in den Kommentaren!

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